sancti et ordines

Ordines Veteres et Sectae Recentes

Die alten Orden und die jungen Sekten

Seit den Tagen der Großen Thermen hat die Duschung nicht nur Ströme hervorgebracht, sondern auch Strömungen. Denn wo Wasser fließt, da teilen sich Wege, und wo Tropfen fallen, da streiten Zungen. Aus der Lehre der Drei Ströme erwuchsen bald Schulen, Orden und Gemeinschaften – jede überzeugt, im Rauschen des Wassers die wahre Stimme gehört zu haben.

Die Ordines Veteres, die alten Orden, gelten als ehrwürdige Träger der Tradition. Sie bewahren Reinheit, Klarheit und Erneuerung in strengen Ritualen oder vertiefen einen Strom bis in seine letzte Welle. Ihre Schriften, Waschhäuser und Regeln sind das Rückgrat der Lehre – zugleich bewundert und gefürchtet für ihre Strenge.

Die Sectae Recentes, die jungen Sekten, hingegen treiben Blüten der Exzentrik. Manche verehren den Duschkopf selbst, andere warten ausschließlich auf Regen. Einige triefen stets vor Nässe, andere schwören auf Trockenshampoo. In ihnen lebt der spielerische, manchmal widersprüchliche Geist der Duschung: ernsthaft in der Form, ironisch im Inhalt, und immer mit einem Augenzwinkern.

So entsteht ein vielgestaltiges Bild: Orthodoxe und Reformer, Klarheitsgilde und Immerfeuchte, Warmduscher und Mud People – sie alle spiegeln Facetten desselben Stromes. Ob streng oder verspielt, verborgen oder laut: Jede dieser Gruppen ist ein Tropfen im großen Becken der Duschung. Und wie das Wasser selbst, das niemals stillsteht, so bleiben auch ihre Wege in Bewegung – streitend, lachend, plätschernd.

Ordines Veteres

Orthodoxe der Drei Ströme

Die Anhänger der Reinen Lehre halten unbeirrt an den drei ursprünglichen Strömen fest: Reinheit, Befreiung und Erneuerung. Für sie ist die Duschung ein klar definierter Ablauf, ohne „überflüssige“ Erweiterungen. Harmonie gilt ihnen als gefährlicher Luxus, der zu Trägheit und laxer Reinlichkeit führen könnte. Ihre Waschungen sind streng ritualisiert, in festgelegter Reihenfolge und Dauer, und wer sich nicht daran hält, wird höflich, aber bestimmt an die „korrekte Strömung“ erinnert. Die Orthodoxen gelten als Fundament der Duschkultur, verachtet von keiner Strömung, aber auch nicht für ihre Lockerheit bekannt. Ihr Leitspruch: „Klarheit kennt keine Kompromisse.“

Reformer der Vier Ströme

Die Reformer, oft „Vier Wege“ genannt, fügten den vierten Strom Harmonie hinzu. Sie glauben, dass erst das Zusammenspiel aller Ströme die wahre Duschung bildet. Ihre Waschhäuser sind Orte des Dialogs, in denen mindestens ebenso lange gesprochen wie geduscht wird. Harmonie ist ihr höchstes Ziel, weswegen Kritiker sie für träumerisch und unpraktisch halten. Doch wer unter ihren Brausen steht, spürt die Ruhe, die aus dem Nebel steigt. Ihr Wahlspruch: „Vier Ströme, ein Wasser.“

Klarheitsgilde

Die Klarheitsgilde widmet sich kompromisslos dem zweiten Strom. Für sie ist Klarheit nur dort zu finden, wo alles Überflüssige abgewaschen ist. Ihre Duschen sind spartanisch: kaltes Wasser, glatte Steinwände, kein Duft, kein Vorhang. Bewerber müssen eine siebentägige Enthaltsamkeit von Wärme und Bequemlichkeit durchstehen. Wer es schafft, gilt als „durchsichtig“, frei von Nebel und Ablenkung. Ihr Wahlspruch: „Im Tropfen ist die Wahrheit.“

Reinheitsmagister

Die Reinheitsmagister sehen sich als Gelehrte des ersten Stromes. Sie messen Druck, Temperatur und Strahlwinkel, katalogisieren Seifen und verfassen akribische Protokolle. Ihre Waschhäuser gleichen Laboren und Bibliotheken, in denen jedes Handtuch exakt gefaltet ist. Für sie ist jede Dusche eine wissenschaftliche Abhandlung, jede Abweichung ein Erkenntnisgewinn. Besucher berichten, man fühle sich nach ihren Ritualen nicht nur sauber, sondern auch zitiert. Ihr Wahlspruch: „Ordnung ist die höchste Reinheit.“

Erneuerer

Die Erneuerer folgen kompromisslos dem dritten Strom: Erneuerung. Für sie ist jede Dusche ein Neubeginn, ein kleiner Geburtstag. Sie bevorzugen lange, warme Duschen, aus denen man nicht so sehr gereinigt, sondern wie neu geschaffen hervorgeht. In der Antike führten sie das „Ritual der Zweiten Haut“ ein – das vollständige Einseifen und anschließende Abspülen dreimal hintereinander, um Körper und Geist mehrfach neu zu formen. Sie gelten als freundlich, aber ungeduldig mit jenen, die im Alten verharren wollen. Ihr Leitspruch: „Wer zögert, verdirbt den nächsten Tropfen.“

Lehre der Harmonie

Anhänger der Harmonie – inspiriert von Klysthothea – suchen weniger die Veränderung, sondern das Einswerden mit dem Wasser. Sie werden oft belächelt, da ihre Waschrituale eher wie meditative Nebelsitzungen wirkten, doch ihr ruhiger Blick verrät ein inneres Gleichgewicht. Man traf sie in den Thermen, wo sie stundenlang im Dampf saßen, Tee tranken und philosophische Gespräche führten. Sie gelten als friedlich, kreativ, manchmal unzuverlässig, aber mit einem Gespür für das Gleichgewicht, das andere Strömungen oft vermissen. Für sie ist Harmonie der Strom, in dem alles zusammenkommt – nicht fordernd, nicht reinigend, sondern tragend. Ihr Wahlspruch: „Fließe – und lass fließen.“

Sectae Recentes

Showerheads

Die Showerheads sind eine moderne Splittergruppe, die die Duschung wortwörtlich auf den Kopf stellen. Sie verehren den Duschkopf selbst als göttliches Symbol und tragen Miniaturbrausen als Anhänger. Manche praktizieren „Kopfwaschungen“ als einzig gültige Form der Duschung. Ihre Treffen gleichen Fanclubs, halb kultisch, halb komisch. Kritiker nennen sie oberflächlich, doch ihre Hingabe ist unerschütterlich.

Immerfeuchte

Für die Immerfeuchten ist die Duschung kein Ritual mit Anfang und Ende, sondern ein Dauerzustand. Sie tragen stets eine feine Schicht Feuchtigkeit auf der Haut, sei es durch ständiges Duschen, durch Sprühflaschen oder durch den geschickten Einsatz von Nebelduschen. In der Antike galten sie als exzentrisch, weil sie sogar beim Essen oder Schlafen die Nähe zum Wasser suchten. Ihr Motto lautet: „Tropfen für Tropfen, Leben für Leben.“ Man erkennt sie an leicht glänzender Haut und dem dezenten Plätschern, das sie umgibt. Manche halten sie für Wasser-Verschwender, andere für das lebendige Symbol der Duschkraft selbst.

Warmduscher

Die Warmduscher gelten als bequem und wenig asketisch. Für sie ist der Sinn der Duschung nicht Reinigung oder Erneuerung, sondern Komfort. Ihre Waschhäuser sind beheizt, gedämmt und mit Aromadüften gefüllt. Für Strenge und Disziplin haben sie nur ein müdes Lächeln übrig. Andere nennen sie spöttisch „Lauwassergläubige“, doch sie selbst sagen: „Warum frieren, wenn man fließen kann?“

Mud People – Muruks Heimkehr

Die Mud People berufen sich auf Muruk, das Kind Gilgabaths, das immer wieder in den Schlamm zurückkehrte. Für sie ist wahre Duschung nur durch den Umweg über den Dreck möglich. Vor jeder Waschung wälzen sie sich bewusst in Matsch, Erde oder Staub. Kritiker halten sie für Narren, doch sie sehen sich als Bewahrer der Erinnerung: Ohne Schmutz keine Reinigung, ohne Modder keine Ströme.

Tropfenreine

Die Tropfenreinen lehnen vollständiges Duschen ab. Sie praktizieren symbolische Waschungen mit wenigen Tropfen, die über Stirn oder Hand laufen. Für sie genügt das Zeichen des Wassers, um den Geist zu reinigen. Ihre Rituale wirken asketisch, fast karg, doch ihre Anhänger glauben fest: „Ein Tropfen genügt, den Ozean zu berühren.“

Trockenduscher

Die Trockenduscher sind eine radikale Moderne. Sie lehnen fließendes Wasser ab und nutzen stattdessen Feuchttücher, Trockenshampoos oder parfümierte Sprays. Für sie ist der Duschstrahl ein Relikt. Andere Strömungen sehen in ihnen eine gefährliche Irrlehre – eine Abkehr vom Kern der Ströme. Sie selbst nennen es Fortschritt: „Reinheit ohne Nässe.“

Camerae Stillantis – Kammern des Tropfens

Die Kammern des Tropfens stammen aus der dunklen Epoche, als Duschen verboten oder verspottet waren. Im Geheimen versammelten sich kleine Gruppen in Kellern, wo von den Decken Tropfen fielen. Dort vollzogen sie verbotene Litaneien, zeichneten das Zeichen des Strahls auf Stirnen und flüsterten das Anduschen. Heute gelten sie als ehrwürdige Geheimgesellschaft, die den Funken der Duschung durch finstere Zeiten trug. Ihr Leitspruch: „Ein Tropfen genügt, um das Feuer zu löschen.“

Duschtarier – Radikale des Regens

Die Duschtarier selbst bilden eine der radikalsten Sekten. Für sie ist Regen die einzig wahre Dusche. Sie folgen Sanitärius dem Reinen, der lehrte: „Nur was frei vom Himmel fällt, ist rein.“ Sie lehnen Duschen mit Brausen, Leitungen oder Technik ab und warten geduldig auf Wolken. Ihre Treffen gleichen Pilgerfahrten ins Offene, wo sie Regenstürme wie Sakramente empfangen.

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