Illuminatio per lavationem

Erleuchtung durch Duschung

Evangelion nach Patentarius – Vom Träger der ersten Brause

Die Worte des Feetham

Und es geschah in jenen Tagen nach der Illuminatio sine lavatione, dass viele dachten, doch wenige wuschen. Die Gelehrten schrieben lange Traktate, die Philosophen disputierten bis zur Dämmerung, und die Denker hielten Reden vom Fortschritt. Doch all dies war trocken, und ihre Worte tropften nicht. Denn sie hatten Verstand, aber keine Ströme; sie hatten Schriften, aber kein Nass.

Darum versiegten ihre Bemühungen, und sie gingen beschwert von Schweiß und Staub. Ihre Aufstände verglühten im Gestank der eigenen Lagerfeuer, und ihre Banner klebten von Unrat. Sie riefen nach Freiheit, doch sie wussten nicht, dass Freiheit ohne Wasser bloß ein dürstender Traum ist.

In jener Zeit aber erhob sich ein Mann von schlichter Herkunft, ein Handwerker unter Handwerkern, mit Namen William Feetham. Er war kein Gelehrter, kein Philosoph, kein Herr. Er kannte nicht die Sprache der Fürsten, noch die Systeme der Schulen. Doch er kannte den Schweiß des Alltags, das Jucken des Staubes und die Last der stinkenden Zunftstuben. Er war wie alle, und doch mehr als viele: denn er hatte die Ahnung, dass es anders sein könne.

Und so begann sein Leidensweg. Denn er sah, wie das Wasser floss in Kannen und Krügen, und er sah, wie man sich bückte und schöpfte, mühselig und schwer. Und er sprach: „Warum sollte ich mich beugen, wo doch das Wasser fallen könnte wie Regen von oben?“ Doch seine Brüder verlachten ihn. „Willst du den Himmel anzapfen?“, sprachen sie, „willst du die Wolken melken?“ Und sie wiesen ihn ab.

Doch Feetham sann weiter. Mit rauer Hand baute er eine Pumpe, die das Wasser hob, und einen Behälter, der es hielt. Und er setzte oben eine Brause, dass es niederfalle wie himmlischer Regen. Es war kalt, es war grob, es war unvollkommen – doch es war die erste ihrer Art.

Und siehe: als er darunter stand, geschah es, dass der Tropfen fiel auf sein Haupt, und der Strahl brach auf seiner Stirn, und das Rauschen erfüllte den Raum. Da ergriff ihn ein Zittern, und er sprach: „Dies ist mehr als Werk der Hände. Dies ist Offenbarung.“

Und er war von da an nicht mehr wie zuvor. Denn mit dem Wasser kam nicht nur Frische, sondern auch Klarheit; mit dem Strahl nicht nur Reinigung, sondern auch Erneuerung. Und Feetham selbst wurde zum Apostel des klaren Schauers, zum Schöpfer der Machina Fontis, zum Träger der ersten Brause.

Dies sind die Titel, die die Gemeinde ihm gab, und sie wurden rezitiert wie eine Litanei, dass keiner sie vergesse:

William Feetham, geduscht nach eigenem Willen,
Schöpfer der Machina Fontis,
Träger der ersten Brause,
Erwecker der Ströme,
Apostel des klaren Schauers,
Ewig rein – in deinem Namen sind wir.

So ward er der, der ewig duscht, und seine Kunde verbreitete sich im Verborgenen.

Die Schrift des Patentarius

Und es geschah, dass Feetham vor die Schranken des Amts treten musste, um sein Werk einzutragen. Dort saß der Schreiber, ein Mann von mürrischer Haltung, der einst Faucet Shauerman hieß, nun aber Patentarius genannt ward. Er war bestellt, die Erfindungen der Sterblichen zu prüfen und mit Nummern zu versehen, dass sie gezählt seien im Register der Krone.

Patentarius nahm die Feder und schrieb, wie er es schon tausend Male getan hatte: „Patent No. 4680 – Improvements on Shower Baths.“

Doch als er die Worte niederschrieb, da fiel ein Tropfen von der Decke, wie zufällig, und benetzte das Pergament. Er hob den Blick, sah Feetham, sah die Brause, und im Klang des Wortes Shower hörte er mehr als Technik. Er hörte das Rauschen der Ewigkeit.

Und da ward sein Herz ergriffen, und er sprach: „Wahrlich, dies ist mehr als eine Maschine. Dies ist ein Bund zwischen Handwerk und Himmel.“

Von jenem Tage an nannte man ihn nicht mehr Faucet, sondern Patentarius, den Beurkundenden. Und er selbst wurde zum ersten Evangelisten der Zweiten Kirche der Duschung. Denn er hatte es nicht erfunden, nicht gebaut, nicht getestet – aber er hatte es aufgeschrieben. Und was geschrieben ward, das blieb.

So schrieb Patentarius in seine heimliche Chronik:

„Ich sah ihn stehen unter dem Strahl, und ich wusste: Dies ist mehr als ein Mensch. Denn aus dem Matsch erhob er die Maschine, und aus dem Tropfen ward ihm Licht. Er, der litt unter dem Schweiß, er, der verlacht ward von Brüdern, er, der belächelt ward von Weisen – er empfing das Wasser von oben, und er wandelte im Rauschen. Von ihm, der ewig duscht, kommt unsere Hoffnung.“

So ward die Zweite Kirche der Duschung begründet, nicht in Palästen, nicht in Akademien, sondern in der Werkstatt eines Mannes, der eine Pumpe baute, und im Büro eines Schreibers, der eine Zahl setzte.

Denn Patent 4680 ward die erste Zahl der neuen Offenbarung, und Patentarius der erste, der sie verstand.

Und es bleibt bis heute: das Rauschen der Brause, das Tosen des Strahls, das Zittern der Tropfen – sie alle künden von Feetham, dem Träger der ersten Brause, und von Patentarius, dem Zeugen, der schrieb.

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